Die Pilgerbahn
Der berühmte Wallfahrtsort Mariazell war bereits weit vor der letzten Jahrhundertwende ein begehrtes Ausflugsziel und somit einer der verkehrsreichsten Orte Österreichs. Jährlich kamen bis zu 90.000 Pilger nach Mariazell.

Deshalb gab es bereits seit der Inbetriebnahme der Westbahnstrecke im Jahr 1858 erste Projekte für eine Bahnverbindung von St. Pölten nach Mariazell. 1886 wurde dann mit dem Bau des ersten Streckenabschnittes bis Kirchberg an der Pielach begonnen. Bis 1907 war auch der gebirgige Teil bis Mariazell fertiggestellt, mit seinen spektakulären Brücken, Viadukten und Tunnels ein Meisterwerk österreichischer Bahnbaukunst.

Das Passagieraufkommen auf der Mariazellerbahn war in der Anfangszeit derart überwältigend, dass mit dem Dampflok-Betrieb kein Auslangen gefunden wurde. Daher wurde sie 1911 als erste Bahn Österreichs elektrifiziert. Mit der Inbetriebnahme der E-Lok-Baureihe 1099 war ein idealer Zugbetrieb möglich.
Die Fahrgastfrequenz der Bahn war für heutige Begriffe nahezu unvorstellbar. 1912 wurden etwa an einem einzigen Tag 10.000 Wallfahrer innerhalb von 12 Stunden mit 25 Zügen befördert. Da zur damaligen Zeit viele Gegenden im Mostviertel von der Eisenbe- und verarbeitung lebten, war auch der Güterverkehr enorm. So wurden im Jahr 1909 150.000 t Fracht befördert. Darunter waren Güter wie Holz, Zement (aus Tradigist), Lohe, Erz (vom Gollrad), Gips (aus Reith), Kohle usw.

Heute ist die Mariazellerbahn ein wichtiges Nahverkehrsmittel für die Ökoregion Pielachtal und hat besonders als Nostalgie- und Ausflugsbahn – auch für Wanderer, Radfahrer und Mountainbiker - Bedeutung.

Landschaftsgenuss der besonderen Art
Ab Beginn der Strecke in St. Pölten heißt es: zurücklehnen, staunen und genießen. Wie in einem Film gleitet die wunderschöne Bilderbuchlandschaft des Pielachtals an den Fenstern vorüber. Erst führt die Strecke durchs sanft hügelige Land, bis das Tal immer enger und der Anstieg immer steiler wird. Vorbei an idyllischen Stationen, über 50 Viadukte und Brücken, durch 21 Tunnels geht’s hinauf in die imposante Bergwelt des bekannten Naturparks Ötscher-Tormäuer.

Steigungen bis 27 Promille und zwei 180° Kehren führen die Bahn hinauf bis auf 892 Meter Höhe. Der wohl imposanteste Abschnitt ist die Zinkenstrecke zwischen Wienerbruck und Erlaufklause: Für wenige Augenblicke öffnet sich rechterhand zwischen drei Tunnels die Aussicht in die über 100 m tiefe, senkrecht abstürzende Schlucht mit ihren bizarren Felszinken.

Bahn-Wandern
Doch nicht nur das Fahren mit der Mariazellerbahn ist ein Erlebnis. Der neben der Bahn führende 40 km lange Bahnwanderweg sowie der 90 km lange Pilgerweg geben immer wieder wunderschöne Blicke auf die Bahntrasse frei. Beide Wege kann man in individuell gestaltbaren Etappen zurücklegen und einzelne Streckenteile einfach per Bahn abkürzen.

Besichtigungstipp 1: „Fanny“ im Heizhaus Obergrafendorf
Bei einem Besuch des Heizhaus Obergrafendorf geraten Eisenbahn-Freunde ins Schwärmen: Der Grund dafür ist „Fanny“, die historische und noch betriebsfähige Dampflok Mh.6, die in der originellen Werkstätte von den unermüdlichen Mitgliedern des „Club Mh.6“ liebevoll gepflegt wird.

Besichtigungstipp 2: Modellbahnmuseum
Die Modellbahn-Ausstellung in Kirchberg an der Pielach zeigt den ca. 30 Kilometer langen Bahnabschnitt der Bergstrecke der Mariazellerbahn von Laubenbachmühle bis kurz vor Mariazell - mit 16 Tunnels, 9 Viadukten und 7 Brücken.

Information
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