1990er Jahre (Zeitgenössische Moderne) Architekt: Helmut Jahn 1996-99. Ähnlich wie in der Nachkriegszeit Hans Scharoun und Ludwig Mies van der Rohe stehen heute Frank O. Gehry und Helmut Jahn für zwei ganz unterschiedliche Architekturauffassungen.
Helmut Jahn, gebürtiger Nürnberger und seit den sechziger Jahren in Chicago ansässig, gilt als Exponent genau jener kommerziellen Architektur, gegen die Frank Gehrys "Dekonstruktivismus" opponiert: gläserne Hochhaus-Riesen, rentabilitätsoptimierte Bürokästen, überdimensionale Einkaufszentren. Doch Jahn wäre nicht so gefragt, wenn er nur ein guter Ingenieur wäre. Seine Gebäude heben sich wohltuend aus der Masse der "Gebrauchsarchitektur" heraus, sofern man seinen Stil grundsätzlich mag.
Jahns wichtigstes Berliner Projekt ist das Sony Center am Potsdamer Platz, ein stahl-und glasdominiertes Ensemble aus sieben Einzelbauten. Hier finden sich Büros, Wohnungen, Kinos und Gastronomie, ein "Filmhaus" und die Sony-Europazentrale. Den Mittelpunkt des dreieckigen Areals bildet das ovale "Forum", das sich als Teil des öffentlichen Stadtraumes versteht und daher nicht von den umliegenden Straßen separiert ist. Eine spektakuläre Ingenieursleistung ist die Dachkonstruktion: Das aufgefächerte Zeltdach aus Stoffbahnen ist mit Zugankern an dem Stahlring befestigt, der auf den umliegenden Gebäuden aufliegt. Markantester Bauteil ist das gläserne Hochhaus, mit 103 Metern höchstes Haus am Platz.Es rundet das Sony Center zum Potsdamer Platz hin ab, indem sich die halbkreisförmige Südfassade nach oben hin vor die östliche Schmalseite schiebt.
Das gläserne Sony Center kontrastiert reizvoll mit der "steinernen" Debis-Stadt. Allerdings sind beide "Stadtteile" stark nach innen ausgerichtet - die Neue Potsdamer Straße ist mehr Grundstücksgrenze als urbane Hauptschlagader.
Quelle: wwww.berlin.de Cobbers, Arnt: Architekturführer. Die 100 wichtigsten Berliner Bauwerke. 4. Auflage, Berlin: Jaron Verlag 2002.
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